Der Arbeitstitel der DJG Tagung lautete in diesem Jahr: „Colonization in reverse“ - 60 Jahre Unabhängigkeit Jamaikas

Die 60 Jahre Unabhängigkeit von der einstigen Kolonialmacht England wurden im vergangenen Jahr in Jamaika mit vielen Veranstaltungen gewürdigt. Dabei ist das Verhältnis der zu 90% aus Afrika stammenden Bevölkerung zu Europa, Nordamerika und natürlich auch der alten Heimat Afrika ausgesprochen vielschichtig und alles andere als einfach. Mit ihrem Gedicht „Colonization in reverse“ drückte die Dichterin und Kabarettistin Louise Bennett-Coverly, die unter dem Künstlernamen „Miss Lou“ das Jamaican Patois auf der Insel gesellschaftsfähig machte und auch lange für die BBC in England arbeitete, in einzigartiger Art und Weise die zwiespältige Beziehung des Globalen Südens zu den ehemaligen Kolonialherren aus. Das Thema umfasst dabei die koloniale Ausbeutung als Quelle des Reichtums für die heutigen Industrienationen einerseits und auf der anderen Seite die Schwierigkeiten, die die Menschen aus dem Globalen Süden hierzulande immer noch erfahren müssen, wenn sie bei uns eine Zukunft suchen. Besonders deutlich wurde dies in jüngster Zeit in England, wo viele Einwanderinnen und Einwanderer der ersten Stunde, die „Windrush-Generation“, großen Ungerechtigkeiten ausgesetzt waren, die bis heute nicht alle ausgeräumt sind. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Jamaika und Deutschland standen demgegenüber eher im Schatten des „kalten Krieges“ und der „Entwicklungshilfe“ als Mittel der Außenpolitik. Auch in diesem Bereich sollte auf der Tagung ein kritischer Rückblick stattfinden.